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  1. Die Fehlaromen – Fehler am Brautag und beim Anstellen
    1. Die Braufehler
      1. Temperaturfehler
      2. Durchmischungsfehler
      3. Oxidation
      4. pH-Wert-Fehler
      5. Gärführungsfehler
      6. Blausud
      7. DMS – Kochgemüse und Selleriegeschmack
      8. Läuterkatastrophe
      9. Restextraktabweichung
      10. Kühlungsfehler
      11. Stammwürzeabweichung
      12. Underpitching
      13. Gärungsverzögerung
      14. Gärtemperaturfehler
      15. Temperaturschock

Die Fehlaromen – Fehler am Brautag und beim Anstellen

Die einzelnen Kapitel des Bewertungsschemas orientieren sich an üblichen Verkostungsbögen wie sie überall mit einer einfachen Google-Recherche zu finden sind. Es wird empfohlen eine Verkostung in der vorgeschlagenen Reihenfolge durchzuführen.

Die Unterscheidungsmerkmale sind selbsterklärend. Hingegen benötigt das weite Feld der Geschmacksfehler (Fehlaromen), Brau- und Bierfehler Differenzierung

Fehlaromen können in drei Kategorien unterteilt werden:

Braufehler Fehler am Brautag
Bierfehler Fehler im Rezept
Fehlaromen Erkennen und Klassifizieren

Bei der Verkostung fällt auf, dass etwas mit dem Bier nicht stimmt? Hier ist das kleine Fehlaromenseminar des Kleiner Brauhelfers 2, Teil I, um Fehlern auf die Spur zu kommen.

Nicht immer können die Kategorien trennscharf gegeneinander abgegrenzt werden. Hier muss der Brauer entscheiden, was am ehesten zutrifft. Letztlich ist die Auflistung der Brau- und Aromenfehler ein Werkzeugkasten, um unangenehme Ergebnisse auszuschließen. Denn: Nichts freut den Brauer bei einer Verkostung mehr als ein langgezogenes “Aaaahhh”. Das ist der Weg, das ist das Ziel.

Die Braufehler

Hierunter versteht man prozesstechnische Fehler sowie Verstöße und Mängel beim Brauprozess und bei der Gärung, wie sie während des Brautages und danach passieren können.

Unterschieden werden:

Temperaturfehler

a. fehlerhafte Temperatursteuerung, Überhitzung. Abhilfe: Besseres Heizelement, kaltes Wasser, aber: > 80 °C führt zu irreversibler Denaturierung der Enzyme

Durchmischungsfehler

b. ungenügende Durchmischung, angebrannte Maische durch zu dicke Maische. Abhilfe: Mehr rühren, mehr Hauptguss

Oxidation

c. unerwünschter Sauerstoffeintrag, Oxidationsgeschmack. Abhilfe: grober Schroten, zu kaltes Brauwasser erwärmen, Melanoidine können Oxidationsvorgänge einschränken. Rezeptspezifische Erfahrungswerte bei Maische und Sud einhalten. Malz vorsichtig einfüllen, Schaum und schaumiges Umfüllen vermeiden, Anschwänzen nur mit abgekochtem Wasser (78 °C), rasch über Anstelltemperatur abkühlen, Behälter möglichst gut füllen, keine Gasblasen, Reifebehälter mit Kohlendioxid vorspannen.

pH-Wert-Fehler

d. ungünstige pH-Werte beim Maischen oder in den Gärphasen (pH-Sturz). Abhilfe: Angestrebt ist während der Gärung ein pH-Wert 4,0 – 4,5. Ein pH-Wert < 3,6 – 3,7 kann auf ernste Kontaminationsprobleme hinweisen

Gärführungsfehler

e. falscher Temperaturverlauf während Gärung/Reifung. Abhilfe: Vorgaben einhalten. Merksatz: Hefe mag es immer aufwärts, nie abwärts

Blausud

f. keine Jodnormalität - zu wenig Amylase-Aktivitäten. Abhilfe: längere Maltoserast (ß-Amylase) oder Veruckerungsrast (α-Amylase)

DMS – Kochgemüse und Selleriegeschmack

g. DMS, unerwünschte Nebenprodukte während Maische- und Sudprozess. Abhilfe: Kräftiges Sieden 60 - 90 Minuten bei offenem Sudkessel eliminiert Fehlaromen, primär Geruch von gekochtem Mais und Gemüse

Läuterkatastrophe

h. Treberkuchen zu dicht. Abhilfe: weniger fein schroten (1,2 - 1,4 mm), Rohfrucht vorbehandeln, vor allem Zutaten mit Pektinen und Pentosanen wie Kürbis

Restextraktabweichung

i. Extraktgehalt zu gering in Vorderwürze bedeutet zu geringe Malzumwandlung. Abhilfe: Rastzeiten und -temperaturen besser einstellen, Malz weniger fein schroten = bessere Vorverzuckerung, Volumen von Hauptguss reduzieren, Malzmenge erhöhen

Kühlungsfehler

j. Abkühlung zu langsam erhöht Gefahr mikrobakterieller Kontamination, insbesondere im Temperaturbereich 40 - 60 °C. Abhilfe: rasches Abkühlen mit Kühlschlangen-Würzekühler, Abdecken des Sudkessels während der Abkühlung

Stammwürzeabweichung

k. Stammwürzegehalt weicht ab. Abhilfe: zu hoch = mit zusätzlichem Brauwasser verdünnen, zu niedrig = mit zusätzlichem Malzextrakt erhöhen, Pfannenvollwürze länger einkochen

Underpitching

l. Hefeanstellung suboptimal. Zu gering = schleppende Angärung (Gefahr von Kontamination), unerwünschte Aromen wie grüne Äpfel, Ester, höherer Diacetylgehalt. Abhilfe: höhere Temperatur, mehr Gärgeschwindigkeit, aber: zu viel Wärme kann zu ungünstiger Aromenbildung führen. Faustregel: Anstellkonzentrationen von Lagerbieren und Bieren mit hoher Stammwürze sind doppelt so hoch wie Ale-Biere.

Gärungsverzögerung

m. Verzögertes Ankommen der Hefe. Abhilfe: Gärtemperatur überprüfen, pH überprüfen (pH 3,6 auf pH 5,5 mit Carbonaten (Backsoda) anheben, Anstellwürze besser belüften

Gärtemperaturfehler

n. Gärtemperatur falsch - richtig messen. Abhilfe: im Fermenter direkt messen. Gärung ist ein exothermer Prozess. Die Temperatur im Gärgefäß kann bis zu 6 °C höher als die Außentemperatur sein

Temperaturschock

o. Temperaturschock für Hefe. Abhilfe: Temperatur von Hefegabe und Jungbier aufeinander abstimmen, auf richtige Anstelltemperatur temperieren